Ausstellung Burschen und Bürger – 200 Jahre Tübinger Studentenverbindungen

200 Jahre der studentischen Korporationen neueren Stils in Tübingen sind ein Stück der Stadt- und Univer­sitätsgeschichte. Die Bürger und die „Gôgen“ haben gelernt, sich mit den Stu­denten zu arrangieren. So mancher „Gôgen-Witz“ berichtet darüber.

200 Jahre deshalb, weil 1816 der burschenschaftliche Gedanke aus Jena auch nach Tübingen kam und in sich der Gründung der Burschenschaft Germania manifestierte.

Kleinstaaterei, Metternich‘sche Reaktion, Kotzebues Ermordung durch Carl-Ludwig Sand, Josef von Eichendorffs Teilnahme an den Befreiungskriegen 1813-1815, das Wartburgtreffen der deutschen Studentenschaft 1817 und burschenschaftliches Gedankengut, Verbindungsnamen wie Teutonia und Germania, sind Begriffe, die mit der Geschichte der letzten 200 Jahre nicht nur unseres Staates, son­dern auch dem Studentenleben in Tübingen eng verbunden sind.

Als Nachfolger der „nationes“, der landsmannschaftlichen Zusammenschlüsse an den alten Universitäten, bildeten sich die Landsmannschaften, die Corps, die Turnerschaften, die religiös orientierten Verbindungen, wie auch die musischen Bünde neben den Burschenschaften im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Dass erst sehr spät reine Damenverbindungen auftraten, ist der Tatsache gezollt, dass Damen z.B. in Tübingen erst 1904 offiziell zum Studium zugelassen wurden.

Dies ist die historische Begründung, warum das traditionelle Verbin­dungswesen auch heute noch stärker auf Männer ausgerichtet ist. Ein wichtiger Aspekt der Ausstellung ist, dass aufgezeigt wird, dass mit der zuneh­menden Zahl der Frauen auch in der Verbindungsszene Verände­rungen ein­getreten sind.

In Goethes Faust heißt es: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas brin­gen…“ So ist auch das Tübin­ger Verbindungswesen – von je her vielfältig in der Ausrichtung – noch vielfältiger ge­worden, dadurch, dass alte Verbindungen sich Frauen geöffnet haben, dass es neue Gründungen gab, die Frauen und Männer gleichermaßen aufnehmen und dass es mittlerweile zwei aktive Damen­verbin­dungen in Tübingen gibt. Sie alle sind Mitglieder der Universität und der Bür­ger­schaft.

Das Kneipen, das Fechten, der Stocherkahn, die NS-Zeit, die Vielfalt in der Verbindungsszene, die Meinung von Passanten, Aspekte, die wir in der Ausstellung beleuchten.

200 Jahre Zeit- und Studentengeschichte in einer Ausstellung zusammenzufassen, ist schwierig und muss sich auf Eckpunkte kon­zentrieren. Es wird immer etwas geben, was dem einen fehlt und dem anderen zu stark betont ist. Ich hoffe, dass die Ausstellung „manchen etwas bringt“.